Damit unsere Vergangenheit eine Zukunft hat

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Aus der aktuellen Ausstellung „Das Beste aus den letzten 10 Jahren Museum im Rathaus“ präsentiert Ihnen der Historische Verein Eglosheim einen weiteren Ausstellungspunkt.

Neunte Ausstellung „Durchs Objektiv betrachtet- Mieder & Mehr“ Eröffnungsbeginn war der 05.03.2017. Mieder 01Dass Geschichte auch spannend und erotisch sein kann zeigte unsere Ausstellung 2017.
Die Mode der Jahrhunderte hatte viele Vacetten. Um die Modeerscheinungen zu formen wurde ein Korsett verwendet.  Im deutschsprachigen Raum wurde es auch Mieder genannt. Ein eng anliegendes Kleidungsstück mit langer Entwicklungsgeschichte und vielen Funktionen. Vom stützenden medizinischen Einsatz, bis zur Symbolisierung der gesellschaftlichen Stellung, aber auch der schlichten Formgebung, um die weiblichen Rundungen zu unterstreichen, waren diese Kleidungsstücke erdacht. Die engen Schnürungen waren oftmals nicht nur für die Trägerin atemberaubend.
Bereits die Spanier trugen für ihre Hoftracht ab 1550 ein Korsett, das als steifes Unterkleid eng am Oberkörber geschnürt wurde. Um dieses Korsett zu versteifen, wurde Fischbein, Horn oder Rohr eingenäht. Später, um die Jahrhundertwende, benutzte man dafür auch Stahlfedern für die Versteifung.

Nach 1660 wurde die Taillie immer schmaler, so dass man dann auch von einer Wespentaillie sprach. Diese Formen waren jedoch nicht sehr bequem. Damen die so eng eingeschnürt wurden, hatten oft gesundheitliche Probleme, da die Organe durch das einschnüren stark verschoben wurden. Im Rokoko wurde zu Hofe das Mieder mit einem Reifrock ergänzt, so dass die Taillie noch schmaler wirkte. Beinlinge mit weißen Rüschen,  im Volksmund auch „Brunzhosen“ genannt, waren im Schritt offen und wurden unter dem Kleid getragen.

Viel Spaß hatten wir schon beim Aufbau dieser Ausstellung, denn unsere Schaufensterpuppen ließen sich nicht wie gewünscht eng einschnüren.
Die Mieder in unserer Ausstellung sind alle unbenutzt und stammen aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Sie wurden von einem Handlungsreisenden als Verkaufsmuster mitgeführt. Ein schönes blaues Kleid aus schwerem Brokat sowie ein Hochzeitskleid aus Satin aus den 50er Jahren zeugen von einer meisterlichen Schneiderkunst aus Eglosheim.
Auch das zweiteilige Festtagskostüm, getragen um 1900 von Wilhelmine Seyfang geb. Bezner (1877 -1949), war in unserer Ausstellung eine Besonderheit. Bei dem Rock wurde in den Saum ein Bürstenrand eingenäht, der den Saum vor Abnützung schützte.
Da die Fotografie in der Modewelt eine besondere Rolle gespielt hat, waren mehrere alte Kameras aus den 20 er Jahren, mit ausklappbarem Objektivbalken, in unserer Austellung vertreten.  Ebenfalls zu sehen war eine Stereokamera aus den 50er Jahren. Diese erzeugte mit zwei Objektiven zwei fast identische Dias. Zum räumlichen Betrachten benötigte man ein Gerät, das einem Fernglas ähnelt, in das die beiden Dias eingelegt wurden. Ein räumlich dargestelltes Bild belohnte den Betrachter.
Wer sich in historische Kostüme zwängen wollte, konnte sich in der aufgebauten Fotoecke, wie vor hundert Jahren, mit einem Grammophon fotografieren lassen und bekam sein Bild später zugeschickt. Diese aktive Museumserfahrung war für Jung und Alt ein riesiger Spaß.

Thomas Seyfang

 Mieder 01 Mieder 02Mieder 03 

 

Ausgabe Dezember 2020

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